"mal rüber und so, billig Kippen besorgen und günstig einkaufen." Es ist noch früh, ein normaler Wochentag in einer der Bahnen unterwegs nach Swinoujscie oder Szcezecin. Ein Ritual im Grenzraum zwischen Deutschland und Polen, der Region Vorpommern und der Wojewodztwo Zachodniopomorskie - nicht wirklich ungewöhnlich zumindest. In der Regel schon am Nachmittag führen dieselben Bahnen die Grenzgänger, nun mehr oder weniger mit Waren bepackt, zurück auf vertrautes Terrain. An diesem Ritual teilzuhaben und nur kurz, von den Fahrzeiten der Züge bestimmt, vom Vertrauten in das Unvertraute vorzustoßen, war der Ausgangspunkt eines Reisezyklus von Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts zusammen mit dem Fotografen Heiko Krause, Künstlerischer Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Michael Soltau am CDFI. Bildern unvermittelt zu begegnen, war wichtig, diese unmittelbar photografisch zu fixieren, die Essenz. "I'm at war with the obvious." William Eggleston, dem berühmten amerikanischen Photografen eingedenk, entstanden Arbeiten, die eher die Erfassung der für die Studierenden vor Ort ästhetisch wichtigen Situationen, als solche möglicher stereotyper Wahrnehmungen abbilden. So ist eine photographische Welt aus farbigen Versatzstücken entstanden, die nichts Typisches, Erwartungsgemäßes aufzeigt, sondern die im Alltäglichen aufflackernden Spots auf Ungewöhnliches im Gewöhnlichen ins Zentrum rückt.
(Text: Heiko Krause, anlässlich der Ausstellung "mal rüber", November 2011)